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5 Wege des Engagements

Monia

Von Monia

monias.org

Nun habe ich alle sechs Folgen von Jokos Most Dangerous Show in the World gesehen und die Ratlosigkeit, die immer wieder auftaucht, wenn es um die Zukunft unserer Welt geht, ist ansteckend. Was mich fast am meisten irritiert, ist, dass ich bis auf Kleinigkeiten nichts Neues gelernt habe. Ich gehöre wohl jetzt zu den Menschen, die gut aufgeklärt sind zum Thema Klimawandel. Wir haben vieles umgestellt: wir essen meistens vegan, unser Gemüse und Getreide kommen aus der solidarischen Landwirtschaft in der Region, mein Auto ist winzig und wenig genutzt, unsere Heizung wird gerade umgebaut, wir haben Solarpanels für den Hausbetrieb auf dem Dach und speisen auch Energie ins Netz, wir kaufen fast ausschließlich gebraucht… Und doch ist unser Fußabdruck noch sehr sehr weit weg von einer Erde. Es fühlt sich an, als hätten wir die erste Stufe genommen – und als wäre das nur ein winziger erster Schritt. Hier liegt sicher die Lösung nicht.

Ich denke, es gibt vier Bereiche, in denen wir uns engagieren können:

  1. Nachhaltige Lebensführung. Der nächste Schritt auf der individuellen Seite ist ein Leben zu finden, das wirklich dem Ressourcenverbrauch einer Erde entspricht. Das erfordert ein Stück Ausstieg aus dem, was für uns hier normal geworden ist (= alles wird mit Geld gehandhabt). Es bedeutet ein Experiment mit Selbstversorgung, Leben in Gemeinschaft u.ä. Das traue ich mir ehrlicherweise nicht zu, vor allem aus gesundheitlichen Gründen. Ich brauche mein Haus alleine auf dem Dorf und die Möglichkeit, ohne viel körperliche Anstrengung meine Bedürfnisse zu befriedigen.
  2. Am System rütteln. Wir brauchen neue Gesetze und eine politische Ausrichtung, die uns vor der Gier der Einzelnen schützen. Demos weltweit brauchen viele Menschen, um als echten Willen der Massen wahrgenommen zu werden. Alle Systeme wollen neu gedacht werden, weg von der Ausrichtung auf finanzielles Wachstum hin zu einer Ausrichtung zum Wohl allen Lebendigen. Eine nachhaltige Welt kann nicht nur durch Konsumanpassungen der Individuen erreicht werden, die kollektiven Strukturen müssen sich ebenfalls neu ausrichten. Hier habe ich schon etwas mehr zu bieten: ich kann in Systemen denken und weiß viel über gesellschaftliche Transformation. Was könnte hier meine Rolle sein? Bisher konzentriere ich mich hauptsächlich auf Systemänderungen im Arbeitsbereich, vorrangig bezogen auf Arbeiten mit Krankheit. Sollte ich mich hier größer machen?
  3. Produkte neu denken. Wir brauchen Innovationen in dem, was und wie wir herstellen. Nicht nur die Konsument:innen müssen sich ändern, sondern auch und vor allem die angebotenen Produkte und Dienstleistungen und ihre Herstellungsweisen. Auch hier habe ich durchaus etwas zu bieten. Ich kann gut Neues denken, mich nicht vom Ziel abbringen lassen, Technologie mit Bewusstsein verbinden u.ä. Ich denke aber, ich bin keine Erfinderin im Kern meiner Seele. Was ich hier tun kann, ist radikal meine Arbeitskraft nur in Produkte und Dienstleistungen zu investieren, die zukunftsfähig sind.
  4. Die Welt lieben. Zum Thema Nachhaltigkeit arbeiten wir soviel mit Dystopien, dass wir in Gefahr geraten, uns eine schreckliche Zukunft zu manifestieren. Sehr viel weist darauf hin, dass unser Bewusstsein die Welt erschafft, dass wir einen göttlichen Funken, eine Schöpfer*innenkraft in uns tragen. Alle Bilder zur Klimakatastrophe benötigen einen Gegenpol: innere Bilder der freudvollen Miteinander von allem Leben auf diesem Planeten. Wir müssen bei allen wichtigen Maßnahmen aus meiner Sicht darauf achten, dass wir nicht versehentlich unsere Ängste manifestieren. Lieben verstehe ich hier nicht als passiven Vorgang, etwas, das uns manchmal passiert. Lieben ist eine Entscheidung. Ich kann aktiv unserem Planeten vertrauen, mich über seine Magie und Bewohner:innen freuen, mich mit ihnen verbinden und diesen Bildern in mir mehr Kraft geben als den Dystopien, die so präsent sind. Hier zieht es mich hin, weil ich bisher das Gefühl habe, dass wir uns hier als Weltengemeinschaft noch am wenigsten machen.

„Leiste ich meinen Beitrag?“, frage ich unsicher meinen Mann. Ich engagiere mich für einen Systemwandel in der Arbeitswelt, arbeite energetisch und schreibe ein Buch darüber, wie die Welt mit Freude gestillt werden kann – neben all den Konsumanpassungen natürlich. Reicht das? Es fühlt sich winzig an. Mein Mann ist Imker und hat dazu eine klare Meinung: die einzelne Biene hat auch nicht das Gefühl, nichts zu schaffen, obwohl sie nur einen klitzekleinen Beitrag zum Wohlergehen des Volkes leistet und auch gar nichts schlimmes passiert, wenn sie versehentlich zerdrückt wird. Doch wenn alle Bienen aufhören würden, weil ihr einzelner Beitrag so klein ist, wenn sie in eine „Wirksamkeits-Depression“ verfallen würden, wäre das Volk in sehr kurzer Zeit tot. Endlich etwas, das ich verstehe.

Ich werde also weiterhin meinen kleinen Teil leisten. Es ist nicht so wichtig, was genau es ist. Solange ich darauf vertrauen kann, dass andere auch ihren kleinen Teil leisten und sich nicht davon entmutigen lassen, dass es scheinbar keine Wirkung hat.

Das Bild, das sich vor mir entfaltet, sind fünf Gruppen von Menschen: die nachhaltig Lebenden, die für uns erforschen, wie eine gute Lebensführung aussehen könnte; die Systemrüttler*innen, die für uns an vielen Stellen an gerechten kollektiven Strukturen arbeiten; die Innovator*innen, die alle notwendigen Produkte und Dienstleistungen neu erfinden; die Energiearbeiter*innen, die mit der Erde im Kontakt sind und Gutes manifestieren – und zuletzt die Vernetzer*innen, die alle Gruppen zusammenhalten und uns immer wieder dran erinnern, dass wir alle wichtig sind, egal wie klein unser Beitrag auch sein mag.

In der letzten Gruppe sehe ich ARLINA verortet und bin froh und dankbar, dass ich mich hier einbringen darf – auch wenn natürlich auch das wieder nur ein ganz kleines bisschen Honig für uns als Erdenvolk ist.