Stewardship
Von Monia
monias.org
Im Stewardship treffen persönliche Biografie und gesellschaftlicher Bedarf aufeinander.
Die Texte sind größtenteils aus dem Konzept des Home of the Stewards kopiert, dessen Definition wir uns anschließen.
Stewards sind Menschen, die in der Gesellschaft etwas entdecken, das fehlt – und sich dann einfach selbst darum kümmern. Im Gegensatz zu Sozialunternehmer*innen gründen Stewards keine Organisation, die sich langfristig einem Thema annimmt, sondern füllen die gesellschaftliche Lücke – ofmals ohne dass jemand es wirklich bemerkt. Stewards können lokal agieren oder global, können sich einem kleinem oder einem großes Thema widmen und bespielen alle gesellschaftlichen Bereiche. Sie sind der „Kitt der Selbstorganisation“ der Zivilgesellschaft und sorgen unbemerkt dafür, dass das System als Ganzes funktioniert.
Gesellschaftliche Lücken – Leerstellen im scheinbar so engmaschigen System – existieren meist aus zwei Gründen: Immer wieder entstehen neue Strömungen und Themen in der Gesellschaft, die niemand kommen sieht und auf die niemand vorbereitet ist. Bis die breitere Gesellschaft Zeit hat, zu reagieren, entsteht eine Lücke, der sich zunächst die Stewards annehmen, bevor diese Lücke durch etablierte gesellschaftliche Strukturen gefüllt wird. Gleichzeitig gibt es auch Trends im Engagement in der Zivilgesellschaft, auf die (zu) viele aufspringen. Dadurch entstehen in anderen Bereichen Lücken, die gerade nicht mehr „modern“ sind oder aufgrund der Konzentration auf Anderes aus dem Fokus fallen. Auch hier werden Stewards aktiv.
Die Arbeit mit der Lücke ist machtvoll. „Welche gesellschaftliche Lücke schließt Du oder möchtest Du schließen?“ ist eine sehr andere Frage als „Wofür engagierst Du Dich oder möchtest Du Dich engagieren?“ heraus.
Wenn ich eine Lücke füllen möchte, muss ich das System betrachten.
Um
herauszufinden, ob das, wofür ich mich engagieren möchte, wirklich eine
Lücke in der Gesellschaft ist, muss ich mir genau ansehen, was zu
meinem Thema gemacht und nicht gemacht wird. Ich werde eigentlich
automatisch zur* Expert*in meines Themas und des Systems, in dem ich
agieren möchte.
Wenn ich eine Lücke füllen möchte, schaffe ich wirklich Neues.
Nicht
selten erleben wir, dass eine Idee in der Gesellschaft aufkommt und
plötzlich poppen überall ähnliche Projekte auf. Das ist ein wichtiges
Element für die Verbreitung von Innovation, doch das das ist nicht die
Arbeit der Stewards. Diese gucken darauf, was vor lauter Enthusiasmus
über das Neue vergessen wird.
Wenn ich eine Lücke füllen möchte, entwickle ich etwas sehr präzises.
Wenn
ich weiß, was die anderen machen, werde ich fast automatisch sehr
präzise in dem, was ich machen werde. Ich habe klare Abgrenzungen zu den
anderen gesellschaftlichen Aktivitäten. Durch diese Präzision ist mein
Vorhaben viel übersichtlicher und einfacher umzusetzen.
Wenn ich eine Lücke füllen möchte, kann ich besser loslassen.
„Ich
wurde nachgemacht, yippie“ ist die Reaktion von Stewards auf
aufkommende „Konkurrenz“. Denn wenn andere meine Lücke füllen, kann ich
mich der nächsten zuwenden. So ist Stewardship tatsächlich ein sehr
anderes Konzept als Social Entrepreneurship.
Wenn ich eine Lücke füllen möchte, bleibt mein Ego kleiner.
Ein
Steward, der immer seine Lücke im Blick hat, kann gar nicht vergessen,
dass er nur ein kleines wenn auch wichtiges Rädchen im
gesellschaftlichen Getriebe ist.
Was uns zudem an dem Konzept des Stewardships überzeugt, ist, dass es ganz persönlich ist, ganz eng mit der eigenen Biografie verknüpft zu sein scheint. Alle Stewards, denen wir bisher begegnet sind, haben sich ein Thema gewählt, das mit ihnen zu tun hat. Sie können eine Geschichte erzählen, warum für sie diese Lücke so wichtig ist. Die intrinsische Motivation entstammt dem eigenen Erleben. So begründen sich die meisten Stewardships in Empathie aus Erfahrung, was auch erklärt, warum Stewards oftmals ihre Motivation über Jahrzehnte erhalten können, ohne Ego-Belohnungen hierfür zu erhalten, oftmals sogar, ohne dass jemand es mitkriegt.